
Männlichkeit im Wandel
Im Zuge der #metoo-Bewegung gerieten fragwürdige Machenschaften mächtiger Männer ins Kreuzfeuer der Kritik. „Toxische Männlichkeit!“ hallte als Schlachtruf durch den Blätterwald. Statt Öl ins Feuer giessen wir es auf die Wogen und fragen nüchtern: Welche Bewandtnis hat es mit diesem Begriff? Schlimmstenfalls mündet er in einer pauschalen Verurteilung aller Männer. Im besten Fall trägt er dazu bei, schädliche Verhaltensmuster aufzuzeigen, die viele Männer nachahmen, um den wirkmächtigen Gesellschaftsnormen zu genügen, die festschreiben, was es bedeutet, ein „echter Mann“ zu sein. Redewendungen wie „Indianer kennen keinen Schmerz!“, „Steh deinen Mann!“ oder „Bruder vor Luder“ sind sprechende Beispiele für die fraglichen Normen. Welchen Schaden richten sie an? Warum lassen sich Männer darauf ein? Und: Wie können wir diese ändern? Diese Fragen klären wir unter Zuhilfenahme zeitgenössischer Fachliteratur. Besonderes Augenmerk legen wir auf den 2023 erschienenen „Kompass für Männer von heute“ von Markus Theunert, dem Geschäftsführer des Dachverbands der Schweizer Männer- und Väterorganisationen männer.ch. Dessen Befund lautet kurz und knapp: Da traditionell weibliche Domänen und Kompetenzen weiterhin weniger gelten, geraten Männer in Gefahr, Lernschritte zu versäumen, die aus der herrschenden Multikrise herauszuführen versprechen. Dazu gehört nicht zuletzt die Selbstfürsorge.