
Leere und Erfüllung in den späten Lebensjahren
Dem hohen Alter sehen viele Menschen mit Sorge entgegen. Welchen Sinn hat es, ein Pflegefall zu werden? Wer zu den Quellen der Weisheit gelangen will, muss tiefer graben.
Das Älterwerden beschäftigt jeden Menschen irgendwann. Sich über das Altwerden Gedanken zu machen, verschieben jedoch die meisten – weil das hohe Alter mit Vorstellungen verbunden ist, die uns unheimlich sind. Spätestens dann, wenn man die hochbetagten Eltern begleitet und zu Grabe getragen hat und selber an der Pforte des hohen Alters steht, beginnen die Fragen drängender zu werden. Will ich so alt werden? Ertrage ich die Abhängigkeit? Werde ich weiser? Und werden mich die Jungen noch achten und ehren, wenn ich an Alzheimer erkranken sollte?
Die Fragen und die Antworten darauf sind nicht neu – aber sie betreffen immer mehr von uns. Dank hoher Lebenserwartung werden wir eine Gesellschaft der Alten. Wer nicht mehr zu den Jüngsten zählt, für den wird es höchste Zeit, die Wege der Wertschätzung des Älter-Werdens auszukundschaften. Ins Alter zu investieren lohnt sich!
Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie mit Schwerpunkt Alterswissenschaft, Universität Zürich